Millionenförderung bewilligt für Neubau der Freien Universität zur Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen
News vom 19.06.2015
Gemeinsame Wissenschaftskonferenz des Bundes und der Länder befürwortet Investition im Umfang von 37,6 Millionen Euro von 2016 bis 2020
Der Freien Universität Berlin sind 37,6 Millionen Euro Fördermittel für die Errichtung eines Gebäudekomplexes zur Erforschung supramolekularer funktionaler Architekturen an Biogrenzflächen bewilligt worden. Das Vorhaben zählt nach einer Entscheidung der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) des Bundes und der Länder vom Freitag in Berlin zu den bundesweit insgesamt elf Vorhaben, die in der Förderphase 2016 bis 2020 finanziert werden können. Die Fördermittel werden je zur Hälfte vom Bund und den Ländern getragen. Es ist die dritte Bewilligung für die Freie Universität in der Förderlinie nach Artikel 91 b GG. Bewilligt worden waren bereits ein Bauprojekt am Fachbereich Veterinärmedizin und der vor wenigen Wochen eröffnete Neubau für die Kleinen Fächer.
In dem am Freitag bewilligten Vorhaben „Supramolekulare Funktionale Architekturen an Biogrenzflächen“ (SupraFAB) arbeiten Forscherinnen und Forscher der beiden Fachbereiche Biologie, Chemie, Pharmazie sowie Physik der Freien Universität zusammen. Designierter Sprecher und designierte Sprecherin sind der Chemiker Prof. Dr. Rainer Haag und die Physikerin Prof. Dr. Stephanie Reich, die bereits seit 2009 die Focus Area „NanoScale“ der Freien Universität gemeinsam leiten. Die im Rahmen des Projekts erforschten supramolekularen Architekturen an biologischen Grenzflächen spielen eine zentrale funktionale Rolle in lebenden Systemen, beispielsweise bei der Wechselwirkung von Wirkstoffen mit Proteinkomplexen in der Zellmembran oder von Krankheitserregern mit Zelloberflächen. Die Forschung der beteiligten rund 110 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zielten darauf ab, die Funktion neuronaler Kommunikation auf molekularer Ebene sowie die Interaktionen zwischen Krankheitserregern und Zell-Oberflächen besser zu verstehen; auf dieser Basis sollen neue diagnostische und therapeutische Konzepte entwickelt werden. Für die detaillierte Untersuchung der zugrunde liegenden Mechanismen der Membranproteine, also der Eiweiße auf der Schicht, die jede Zelle umgibt, kombinieren die Forscher physikalisch-chemische Modellsysteme mit rekonstituierten volldefinierten biologischen Systemen. Die Bearbeitung dieser Fragestellungen erfordert eine enge interdisziplinäre Zusammenarbeit von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der experimentellen Biologie, Chemie, Pharmazie und Physik sowie theoretischen Arbeitsgruppen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler arbeiten zusammen in vier Sonderforschungsbereichen in Sprecherschaft der Freien Universität Berlin und im Exzellenzcluster „Neurocure“ der Charité – Universitätsmedizin Berlin, des gemeinsamen medizinischen Fachbereichs von Freier Universität und Humboldt-Universität. Kooperationspartner sind zahlreiche regionale außeruniversitäre Forschungsinstitute, insbesondere die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung, das Fritz-Haber-Institut der Max-Planck Gesellschaft, das Helmholtz-Zentrum Berlin, das Leibniz-Institut für Molekulare Pharmakologie, das Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung sowie internationale Spitzenuniversitäten, darunter die Harvard University und die University of Tokyo.
Der Forschungsbau SupraFAB soll zwischen 2016 und 2020 in der Dahlemer Takustraße – im Zentrum des naturwissenschaftlichen Campus der Freien Universität – errichtet und über eine Brücke mit dem Institut für Chemie und Biochemie verbunden werden. Geschaffen werden darin etwa hochspezialisierte Labore, Reinraumflächen sowie schwingungsarme und exakt klimatisierte Messräume. Diese spezialisierten Räumlichkeiten und Geräte stehen bisher an der Freien Universität nicht zur Verfügung. Besondere Bedeutung haben auch die beantragten Großgeräte, die neben einem Zugang zu höchstauflösenden mikroskopischen Methoden neuartige Methodenkombinationen von zeitaufgelöst bildgebenden und spektroskopischen Verfahren ermöglichen. Ergänzt werden diese zukunftsweisenden Methoden durch Grenzflächen-analytische Verfahren sowie Geräte zur Nanostrukturierung von Oberflächen.
(Pressemitteilung der FU Berlin, Nr. 184/2015 vom 19.06.2015)